Geschichte
Geschichte ist Pflichtfach in der Einführungsphase und wird dort im 1. Semester 2-stündig und im 2. Semester 3-stündig unterrichtet. Danach – im 3. bis 6. Semester – ist Geschichte als Grundkurs (3-stündig) oder Leistungskurs (5-stündig) wählbar.
„Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit begreifen will, der studiere Geschichte.“
Kurt Tucholsky
Womit beschäftigt sich das Fach?
Im Fach Geschichte beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Menschen zusammenleben und wie die Gestaltung ihres Zusammenlebens abhängt von den äußeren Bedingungen, die sie in der Welt vorfinden bzw. die sie selbst schaffen.
Die Auseinandersetzung mit historischen Entscheidungen, Gesellschaftssystemen und Hand-lungsgrundsätzen geschieht dabei nicht unkritisch, sondern soll durch das Hinterfragen zu fundierten Wertmaßstäben führen. Daraus ergibt sich immer auch ein Gegenwartsbezug der Beschäftigung mit Geschichte.
Welche Ziele verfolgt das Fach an einer Schule für Erwachsene?
Gerade als Schule für erwachsene Lerner wollen wir der Vielfalt und Bedeutsamkeit bestehender wie neuer Problemstellungen in besonderer Weise Rechnung tragen. Als besondere Ziele des Geschichtsunterrichts müssen daher die Entwicklung und Stärkung von Schlüsselqualifikationen, die Förderung von Konflikt- und Kritikfähigkeit sowie ein Verständnis von der historischen Bedingtheit der eigenen Zeit, für die eigene Begrenztheit und die Relativität subjektiver Wertvorstellungen und Wertmaßstäbe genannt werden.
Dies gilt insbesondere in einer Zeit, in der viele Lebensbereiche einem spürbaren Wandel unterworfen zu sein scheinen. Beispielhaft seien hier angeführt: die Herausbildung neuer Machtzentren, die weiterhin fortschreitende Globalisierung, die Frage nach der Zukunft Europas, neue Migrationsbewegungen, zunehmender Wertepluralismus, die Thematisierung medialer Einflüsse, Veränderungen in der Umwelt und sich wandelnde Geschlechterrollen.
Wir berücksichtigen dabei als Institution des Zweiten Bildungsweges insbesondere auch die spezifischen Eingangsbedingungen der Studierenden. Diese sind gekennzeichnet durch ungleiche (diverse) Schulerfahrungen, verschiedenartige Methodenkenntnisse und unterschiedliches historisches Wissen, zumeist fehlende Chronologie in der Aufarbeitung von Geschichte, nicht zuletzt durch außerschulische Einflüsse, Erfahrungen im familiären und beruflichen Bereich und als Staatsbürger.
Was steht auf dem Programm?
In der Einführungsphase (1.+2. Semester) befassen sich die Studierenden mit zentralen historischen Fragestellungen und lernen insbesondere den Umgang mit historischen Quellen. Gegenstände der Auseinandersetzung sind dabei
- die Entwicklung von Menschenrechten und Volkssouveränität seit der Aufklärung
- der Vergleich von christlichem Europa und islamischer Welt im Mittelalter
- die Migration in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert
In der Qualifikationsphase (3.-6. Semester) setzen sich die Studierenden mit grundlegenden Fragestellungen und Problemkomplexen auseinander und vertiefen Ihre Kenntnisse wesentlicher Arbeitsmethoden des Faches. Dabei unterscheiden sich die Leistungskurse vor allem durch ein höheres Maß an Differenziertheit in Behandlung und Reflexion der Themen von den Grundkursen. Auch wird in den Leistungskursen ein höherer Grad an Selbstständigkeit in der Arbeit erwartet.
Inhaltliche Schwerpunkte in der Qualifikationsphase sind
- der gesellschaftliche und politische Wandel im 19. Jahrhundert
- die Zweite Industrielle Revolution
- die Weimarer Demokratie und ihre Zerstörung durch den Nationalsozialismus
- die Entwicklung Deutschlands und Europas seit 1945
- der historische Vergleich unterschiedlicher Friedenskonzepte