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Was macht eigentlich…?

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Klaus Böning

Alessandro Dell’Aere

Andreas Seifert

Konrad Haase

Nebahat Cakir

Gerhard Löneke

Markus Runte

Conny Nischwitz

Gerhard Gladbach

Holger Kosbab

Natalie Tschumak

Gerhard Ayasse

Die Kollegiatinnen und Kollegiaten am Westfalen-Kolleg waren schon immer ein bunter Haufen. Sie verfügen über persönliche Lebenserfahrungen, bringen unterschiedliche schulische und berufliche Vorbildungen mit, haben gefestigte oder noch ungenaue Vorstellungen von der eigenen Zukunft, sind selber Mütter oder Väter oder wohnen noch bei den eigenen, …
Diese Mischung kennen wir und sie belebt regelmäßig unseren schulischen Alltag.
Aber leider nur selten haben wir die Gelegenheit zu erfahren, wie die Lebenswege der Studierenden aus den mehr als 100 Abitursemestern nach ihrer Zeit am Kolleg weitergingen. Deswegen stellen wir auf dieser Seite fortlaufend ehemalige Kollegiatinnen und Kollegiaten vor.

Wir bedanken uns bei allen Alumni für die Bereitschaft, auf unsere Fragen zu antworten und uns einen kleinen Einblick in ihren Lebensweg und die Rolle des Kollegs darin zu gewähren!

Name:
Klaus Böning

Abiturjahrgang:
1997

Beruf:
Medienkaufmann und Online-Händler

Geburtsjahr:
1974

Leistungskurse:
Biologie und Englisch

Klaus Böning

„Der Besuch des Westfalen-Kollegs war für mich wie ein Befreiungsschlag und hat einen anderen Menschen aus mir gemacht.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Nach dem mittleren Schulabschluss auf der Hauptschule machte ich eine Ausbildung als Angestellter des mittleren nichttechnischen Fernmeldedienstes beim Fernmeldeamt Detmold. Diese Ausbildung hat mich allerdings nicht befriedigt.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Die Schulzeit war für mich eine Art Horrorerlebnis, da ich in einem ziemlich brutalen und diskriminierenden Schulmilieu aufwachsen musste. Ich fand es erschütternd, wie negativ die Menschen miteinander umgehen können. Ich wusste damals schon vom Westfalen-Kolleg und es wurde mein Ziel, dorthin zu gehen. Mein Antrieb war es, mich intellektuell und emotional weiter zu entwickeln. 1994 war es dann endlich soweit, dass ich die Aufnahmebedingungen erfüllte.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Totaly mindblowing! Nach den schlimmen Erfahrungen vorher kam mir das Kolleg wie eine schöne Utopie vor, nur eben real. Jeder war dort willkommen und keiner brauchte Angst vor Ausgrenzung zu haben. Das Miteinander der Studierenden und das Verhältnis zu den Lehrern waren wie Balsam für die Seele. Ich konnte mich für neue Inhalte öffnen und entwickelte wieder Vertrauen in meine Mitmenschen und meine eigene Person. Die drei Jahre dort waren wie ein Befreiungsschlag für mich, durch den ich meine Schulvergangenheit hinter mir lassen konnte. Die Auseinandersetzung mit anderen Sprachen, Sichtweisen, Themen und Fächern hat mich persönlich und fachlich weitergebracht.
Eine Bildungseinrichtung wie das Westfalen-Kolleg zählt für mich zum Wertvollsten, das es für die Gesellschaft gibt.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für Deine berufliche und private Entwicklung bei?

Der Besuch des Kollegs hat einen anderen Menschen aus mir gemacht. Ich habe erfahren, dass Menschen empathisch, kreativ und engagiert miteinander umgehen können, auch wenn sie ein unterschiedliches Alter sowie ganz verschiedene Lebenserfahrungen hatten und aus den verschiedensten Bereichen kamen.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Ich habe in Vechta den Diplom-Studiengang Umweltwissenschaften studiert. Leider bekam ich dann starke gesundheitliche Probleme. Das Studium konnte ich nicht beenden und auch nach einer zweiten Ausbildung im Medienbereich musste ich mich erneut umorientieren. Ich bin so eine Art Plan-B-Typ und habe mich nie entmutigen lassen.
Heute arbeite ich im kaufmännischen Bereich und betreibe einen Online-Shop für Antiquitäten und Kunsthandel. Das ist gleichzeitig mein größtes Hobby und schon zu Kollegzeiten war ich immer auf allen Flohmärkten unterwegs. Im Kunst- und Kulturbereich engagiere ich mich auch in einem Programm-Kino und bin im Bereich der Ortsgeschichte sehr aktiv.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Entdeckt eure Möglichkeiten und entfaltet Euch. An alle Spätzünder, progressiv denkenden, kreativen und Plan-B-Menschen, Nerds und Freaks: Geht zum Westfalen-Kolleg, ihr werdet es nicht bereuen.

Name:
Dr. Alessandro Dell’Aere

Abiturjahrgang:
1998

Beruf:
Lehrer am Westfalen-Kolleg

Geburtsjahr:
1967

Leistungskurse:
Mathematik und Physik

Dr. Alessandro Dell’Aere

„Aus dem gemeinsamen Drang nach Entfaltung, dem Mut zu Veränderungen und der Freude daran, etwas aus sich zu machen, sind am Kolleg besondere Freundschaften entstanden.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Nach der Realschule hatte ich zunächst eine hervorragende Ausbildung zum Maschinenschlosser genossen und anschließend Zivildienst bei der Feuerwehr geleistet. Es folgten ein paar Jahre, in denen ich beruflich etwas weniger aktiv war, dafür aber umso mehr mein Leben lebte, z. B., indem ich verstärkt meiner Leidenschaft des Musizierens nachging. In dieser Mission reiste ich nicht nur öfters mal in die Karibik, sondern war gelegentlich auch als Tontechniker bei Veranstaltungen und Studioprojekten aktiv. Ich absolvierte zu dieser Zeit auch die School of Audio Engineering in Berlin und hatte daraufhin dann später eine feste Anstellung bei einer Paderborner Fernseh-Produktionsfirma.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Als ein WG-Mitbewohner mir von seinem Vorhaben erzählte, das Kolleg zu besuchen, war ich irgendwie auch daran interessiert, zumal ich ohnehin mal wieder was Neues ausprobieren wollte und bereits von mehreren Bekannten wusste, dass sie dort gute Erfahrungen gemacht hatten.
Eigentlich hatte ich kein konkretes Ziel, doch während dieser Zeit am Kolleg kam meine Leidenschaft für Mathematik und Naturwissenschaften ans Tageslicht und ich wurde „aus Versehen“ ein guter Studierender.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Ich erinnere mich gut an das stets gute Miteinander zwischen Lehrenden und Studierenden. Wir wurden immer ernst genommen und wurden bei wichtigen Entscheidungen mit einbezogen. Und wenn es dann doch mal zu Meinungsverschiedenheiten kam, gab es immer eine faire Lösung.
Ich empfand es ebenfalls als sehr spannend, wie sich von Anfang an unter den Studierenden der Einführungsklassen eine starke Gemeinschaft entwickelte, in der man sich nicht nur in schulischer Hinsicht gegenseitig unterstützte. Auch wenn am Ende des Monats das BAföG mal wieder knapp wurde, fand ich immer jemanden, der mir mit einer Mark für einen Kaffee oder für eine von Frau Kaisers unvergesslichen Waffeln aushelfen konnte. Nicht selten zahlte ich die Mark dann später in Form von Mathe-Nachhilfe zurück.
Zu guter Letzt seien noch die ausgelassenen Kolleg-Partys erwähnt, die in jedem Jahr zu den bedeutsamsten Sommerveranstaltungen der Stadt nicht nur für Kollegiaten zählten.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für Deine berufliche und private Entwicklung bei?

Die Zeit als Studierender am Westfalen-Kolleg war für mich der entscheidende Schritt, an dem sich nicht nur für meinen beruflichen Werdegang die richtigen Weichen stellten. Darüber hinaus sind auch – und so sehen das die meisten meiner damaligen Mitstudierenden – wertvolle und nachhaltige Freundschaften entstanden. Freundschaften nämlich, die insbesondere auf ganz bestimmte Besonderheiten aufbauen: den gemeinsamen Drang nach Entfaltung, den Mut zu Veränderungen und der Freude daran, etwas aus sich zu machen.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Ich schrieb mich an der Uni Paderborn für das Lehramt der Sekundarstufe I mit den Fächern Mathematik und Physik ein, wechselte aber nach zwei Semestern zum Diplomstudiengang Mathematik. Schon während des Studiums war ich als studentische Hilfskraft tätig und nachdem ich das Studium erfolgreich hinter mich gebracht hatte, forschte und lehrte ich einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Angewandte Mathematik und schrieb in dieser Zeit auch an meiner Doktorarbeit. Nach meiner erfolgreichen Promotion war ich für einen befristeten Zeitraum in der Automobilindustrie im Bereich Qualitätsmanagement tätig. Da es im Anschluss wegen der damaligen Wirtschaftskrise wenig Angebote an Jobs in der Industrie gab, entschied ich mich als sog. Seiteneinsteiger nun doch ins Lehramt zu wechseln. Was zunächst wie ein „Notnagel“ aussah, erwies sich dann aber als die richtige Entscheidung, denn die neue Tätigkeit passte zu mir und machte mir von Anfang an Freude. Das I-Tüpfelchen war für mich dann der Moment, als ich nach einiger Zeit wieder – diesmal als Lehrer – zum Westfalen-Kolleg zurückkehren durfte.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Ich kann den jetzigen Studierenden unbedingt empfehlen, die Zeit am Westfalen-Kolleg einerseits aktiv als Sprungbrett zu nutzen und andererseits aber auch in vollen Zügen zu genießen. Denn dies ist eine seltene Gelegenheit, das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden.

Name:
Dr. Andreas Seifert

Abiturjahrgang:
1999

Beruf:
Diplom-Psychologe

Geburtsjahr:
1975

Leistungskurse:
Deutsch und Englisch

Dr. Andreas Seifert

„Am Kolleg bekam ich das Grinsen überhaupt nicht mehr aus dem Gesicht.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Nach dem unterdurchschnittlichen Realschulabschluss lief es zunächst nicht so geradlinig für mich. Da ich als Einzelhandelskaufmann keinen Ausbildungsplatz gefunden hatte, begann ich mit der Höheren Handelsschule. Währenddessen jobbte ich in einem Musikalienhandel und wollte dann eine Ausbildung zum Musikalienhändler beginnen, weswegen ich die Höhere Handelsschule abbrach. Allerdings stellte sich heraus, dass der Inhaber dieses Musikalienhandels zu jung für einen Ausbilderschein war. So stand ich dann ohne Bezüge auf der Straße. Es folgte eine Zeit, in der ich sehr existentielle Ängste hatte, da ich ja nicht wusste, ob ich überhaupt arbeiten konnte. Das änderte sich, als ich in einer Zeitarbeitsfirma begann. Während der folgenden drei Jahre war ich immer auch mal wieder arbeitslos (konjunkturbedingt), habe aber in verschiedenen Firmen die unterschiedlichsten Tätigkeiten erledigt (Pappkartons herstellen, Spielwaren kommissionieren Zementwerke fegen, Platinen bestücken, Küchenmöbel verladen). Etwa ein Jahr vor dem Ende dieser Zeit, reifte in mir der Wunsch, einen Neuanfang zu wagen.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Ich sah in den Aushilfsjobs langfristig keine lebenswerte Perspektive. Wobei ich die Tätigkeiten nicht als problematisch empfand, sondern a) die Atmosphäre in den Betrieben (ruppig ist da noch ein Euphemismus) und b) mich diese Jobs intellektuell so wenig forderten, dass ich das Gefühl hatte, mein Wortschatz schrumpft. Ich habe mich schon lange vorher auf das Westfalen-Kolleg gefreut, weil ich es als eine Erweiterung meines Horizonts antizipiert habe.

Welche Bedeutung misst Du dem Besuch des Kollegs für Deine berufliche und private Entwicklung bei?

Privat: Die Zeit am Kolleg war die erste wirklich gute Zeit in meinem Leben. Bedeutete davor Schule eher ein demotivierendes Hinschleppen und sozialen Druck, hatte ich mich hierfür selbst entschieden und konnte mich selbst motivieren (wobei natürlich auch die Atmosphäre am Kolleg zusätzlich ein bedeutendes motivierendes Moment war). Ich machte die Erfahrung, gut in der Schule zu sein, was mein Selbstkonzept ganz entscheidend gestärkt hat. Ich bin an sich kein Kind von Traurigkeit, aber am Kolleg bekam ich das Grinsen überhaupt nicht mehr aus dem Gesicht. Beruflich ist das Abitur, das ich am Kolleg erlangte, der Grundstein für eine nicht ganz erfolglose akademische Laufbahn. Zudem konnte ich am Kolleg wichtige personale Kompetenzen (z.B. Disziplin, Selbstmotivierung), die mir auch beruflich zugutekommen, ganz „nebenbei“ ausbilden und vertiefen.

Welche Erinnerungen verbindest Du mit Deiner Zeit am Kolleg?

Tollen Unterricht: z.B. Deutsch bei Eckard Radau (Thema der Abiturklausur: Eine Stelle aus Büchners Woyzeck nach Paul Watzlawicks Kommunikationsmodell interpretieren) und Psychologie und Soziologie bei Berthold Gros, dieser Unterricht hat einen bedeutenden Einfluss auf meine Berufswahl gehabt. Und so viele andere großartige Lehrerinnen und Lehrer in den anderen Fächern. Anders als in meiner vorherigen Schullaufbahn waren an dieser Schule nicht ein enttäuschendes Fach oder eine enttäuschende Lehrperson vorhanden.

Eine sehr gemischte Schülerschaft mit inspirierenden Menschen, tolle SV-Partys, auf denen ich auch Musik machen durfte, eine ereignisreiche, schöne Fahrt nach Prag …

Wie ist Dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Ich habe nach dem Kolleg in Bielefeld Psychologie studiert und danach auch am Lehrstuhl für Methodenlehre und Evaluation promoviert. 2007 bekam ich eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle in der Forschungsabteilung des PLAZ (Paderborner Lehrerausbildungszentrum; heute: Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung – PLAZ-Professional School) und beschäftige mich seit dieser Zeit mit Fragen der Kompetenzmessung in der Lehrerbildung. In der Zwischenzeit vertrat ich eine Professur für Quantitative Methoden an der Leuphana Universität Lüneburg und jüngst die Professur für Methodenlehre und Evaluation, wo ich auch promoviert hatte. Heute habe ich eine halbe Stelle am PLAZ und eine halbe Stelle an der Fakultät für Kulturwissenschaften, in der ich mich primär mit der Einrichtung eines neuen Studiengangs „Psychologie auf Lehramt“ beschäftige.

Was kannst Du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Genießt es, geht hin, lasst euch inspirieren, seid offen, seid engagiert …

Name:
Konrad Joachim Haase

Abiturjahrgang:
2013

 

Beruf:
Referent bei der Kommende Dortmund (Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn)

Geburtsjahr:
1989

Leistungskurse:
Deutsch und Geschichte

Konrad Joachim Haase

„Durch meine Zeit am Westfalen-Kolleg habe ich einen entscheidenden Schritt in meiner Persönlichkeitsentwicklung gemacht und konnte vor allem mein gesellschaftspolitisches Engagement ausbauen.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Nach dem Abschluss meiner Realschulzeit im Jahr 2006 absolvierte ich eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik bei Benteler Steel/Tube in Paderborn. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung 2009 machte ich für ein Jahr meinen Zivildienst bei der Organisation Avicres e.V. (Gemeinschaft für ein Leben, damit es wachse in Solidarität) in Rio de Janeiro, Brasilien.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Während des Zivildienstes wurde mir klar, dass ich nicht als Elektroniker weiterarbeiten, sondern mich weiterbilden wollte. Durch die Erfahrungen in Brasilien war mir bewusst geworden, wie wichtig der Kampf für globale Gerechtigkeit und das damit einhergehende Leben für alle in Fülle ist. Aus dieser Motivation heraus wollte ich mich intensiver mit gesellschaftspolitischen und theologischen Themen beschäftigen. Nach der Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, war schnell klar, dass ich an das Westfalen-Kolleg Paderborn gehe, um dort mein Abitur zu machen. Zudem brauchte ich damals auch das Abitur, um anschließend katholische Theologie und Politikwissenschaften zu studieren.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Da fallen mir eine ganze Reihe schöne und prägende Erinnerungen ein:
Da ist zunächst der Unterricht, in dem ich so viel Neues und Spannendes lernen durfte. Vor allem der Latein-, Religion-, Deutsch- und Geschichtsunterricht waren sehr prägend.
Hinzu kam das sehr kollegiale Verhältnis zu den Lehrerinnen und Lehrern. Einen solchen freundlichen und fördernden Umgang mit den Lehrenden hatte ich vorher noch nicht erlebt. An der Universität ging es wieder viel anonymer zu.
Ich war auch in der SV aktiv und habe dort immer eine gute Zusammenarbeit mit der Schulleitung und dem Kollegium erfahren. Wir haben dort auch so manche Kolleg-Party auf die Beine gestellt. Wenn die Organisation der Party abgeschlossen und der Abend gekommen war, war es immer eine Freude zu sehen, wie wichtig gerade eine solche Feier für den Austausch und die Gemeinschaft am Kolleg ist.
Auch die Mitarbeit in der Europa-AG, begleitet von Dr. Ulrike Kurth und Dr. Manuel Koch und die damit zusammenhängenden Austauschtreffen nach Wrocław (Breslau, Polen) und Gyöngyös (Ungarn) waren eine große Bereicherung.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

Durch meine drei Jahre am Kolleg bekam ich die Chance, mich in vielen Bereichen weiterzubilden und stärker zu entwickeln. Gerade das zweite und dritte Schuljahr boten die Möglichkeit, sich intensiver mit Lerninhalten zu beschäftigen und diese zu vertiefen. Zudem denke ich, dass ich durch meine Zeit am Kolleg einen entscheidenden Schritt in meiner weiteren Persönlichkeitsentwicklung getan habe.
Dafür waren auch die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten am Kolleg hilfreich. Wir gründeten eine „Eine Welt – AG“, um in den Pausen fair gehandelte Waren und fair gehandelten Kaffee anzubieten. Die hier eingenommenen Erlöse spendeten wir u. a. an die Brasileninitiative Avicres e.V. Seit meinem Studienbeginn 2013 in Münster engagiere ich mich im Weltladen la tienda e.V. und damit weiterhin im Fairen Handel. Seit 2015 bin ich hier u. a. im Vorstand aktiv.
Darüber hinaus bin ich am Kolleg darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Hans-Böckler-Stiftung Stipendien für Studierende auf dem Zweiten Bildungsweg und an der Universität vergibt. Ich konnte mich dann erfolgreich für Stipendien während der Kollegzeit und während des Studiums bewerben.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Nach Abschluss meines Theologiestudiums an der WWU Münster arbeite ich nun seit kurzem als Referent in der Kommende Dortmund, dem Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn. Ich bin sehr gespannt was noch alles auf mich zukommt und wie es weitergeht. Doch eins ist klar, durch mein Abitur am Westfalen-Kolleg Paderborn und die Studiengänge an der WWU Münster fühle ich mich bestens vorbereitet.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Zuerst einmal möchte ich Euch ans Herz legen, neben dem wunderbaren Unterricht, die vielen Angebote des Westfalen-Kollegs wahrzunehmen, wie die Mitarbeit in der SV, Europa-AG oder anderen AGs. Oder geht ins Gespräch mit den Lehrenden und bietet selber eine AG an. Während meiner Kollegzeit und meines Engagements als Studierendensprecher fand ich es klasse, die Möglichkeit zu haben eine „Eine Welt – AG“ aufzubauen.
Darüber hinaus informiert Euch über Stipendien der Hans-Böckler-Stiftung! Nutzt die Chance und bewerbt euch.

Und stellt eine Kolleg-Party auf die Beine!

Name:
Nebahat Cakir

Abiturjahrgang:
2016

 

Beruf:
Studierende der Rechtswissenschaft

Geburtsjahr:
1981

Leistungskurse:
Deutsch und Biologie

Nebahat Cakir

„Dank der Weiterbildung am Westfalen-Kolleg mache ich heute all das, wovon ich als Hausfrau nicht einmal gewagt hätte zu träumen.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Ich war als Mutter von vier Kindern Vollzeit Hausfrau. Nebenher habe ich mich ehrenamtlich engagiert, viel und gerne gelesen und außerdem Serien geschaut.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Schon als Jugendliche habe ich davon geträumt zu studieren. Leider ist es damals nicht dazu gekommen. Ich konnte aber nie ganz aufgeben und habe immer nach Möglichkeiten gesucht, um meinen Traum doch noch umsetzen zu können. Auf der Suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten bin ich auf der Internetseite des Kollegs gelandet und wusste gleich, dass der Bildungsgang Abitur-Online meine Chance ist!

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Ich habe sehr viele schöne Erinnerungen an Lehrerinnen und Lehrer und auch an Mitstudierende. Ein Highlight war sicher die Studienreise nach Rom mit unserem Lateinlehrer. Vor allem ist mir aber der Umgang am Kolleg positiv im Gedächtnis geblieben. Die Weiterbildung von erwachsenen Studierenden ist eine Herausforderung, die das Kollegium wunderbar umsetzt. Wir wurden unseren Umständen gerecht behandelt und unterstützt. Ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt und habe auch sehr gerne am Unterricht teilgenommen. Wir hatten viel Spaß und haben oft gelacht. Es war eine schöne Zeit.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

In meiner Biographie stellt der Besuch des Kollegs ganz klar einen Wendepunkt dar. Das Abitur am Kolleg hat es mir nicht nur ermöglicht, einen akademischen Weg einzuschlagen. Auch haben die Bildung und der soziale Kontakt zu anderen Mitstudierenden und Lehrerinnen und Lehrern meine persönliche Entwicklung stark beeinflusst und meinen Horizont erweitert. Dank der Weiterbildung mache ich heute all das, wovon ich als Hausfrau nicht einmal gewagt hätte zu träumen. In meinem Fall liegt beruflich wie privat tatsächlich ein gravierender Entwicklungsprozess vor.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Nach dem Kolleg habe ich direkt das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Bielefeld aufgenommen. Jura braucht Zeit. Daher bin ich noch mitten im Studium und hoffe auf ein gutes Examen. Etwas Geld verdiene ich auch schon als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für öffentliches Recht und Europarecht. Im März 2020 konnte ich mit einem juristischen Aufsatz zum Thema „Viel Rauch um nichts? Ein Feuerwerk an Argumenten zu Kollektivstrafen im Sport“ gemeinsam mit einer Kommilitonin den ersten Platz beim Wettbewerb der „Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft“ gewinnen.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Genießt die Zeit am Westfalen-Kolleg! Und macht euch an schweren Tagen immer wieder bewusst, was für eine großartige Chance dieser zweite Bildungsweg bietet.

Abitur Ehrenpreis für Nebahat Cakir in der Kategorie „Zweite Chance“ 

Artikel in der Neuen Westfälischen über Nebaht Cakir

Name:
Gerhard Löneke

Abiturjahrgang:
1971

 

Beruf:
Diplom-Ingenieur

Geburtsjahr:
1946

Gerhard Löneke

„Am Kolleg habe ich erfahren, dass ich selbstgesteckte Ziele mit Fleiß und Ausdauer erreichen konnte und habe Neugier für neue Themen entwickelt.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Nach Erlangung der Mittleren Reife an einem Gymnasium in Detmold und dem sich anschließenden Besuch einer einjährigen Höheren-Handelsschule hatte ich – gerade 18 Jahre alt – noch keine ernsthaften und klaren Berufswünsche.
Während des 18 Monate dauernden Grundwehrdienstes reifte mein Entschluss, beruflich irgendetwas in Richtung Rechnen, Zeichnen und Planen zu machen. Daher absolvierte ich anschließend eine Ausbildung zum Vermessungstechniker.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

In den für viele junge Menschen spannenden Jahren 1967 und 1968 begann ich ernsthaft über das Leben zu reflektieren, Autoritäten kritisch zu hinterfragen und mich politisch zu engagieren. Das Interesse war geweckt, mein Wissen zu erweitern und zu vertiefen. Ich beschloss: Du holst das Abitur nach, um an einer Universität studieren zu können. Deshalb besuchte ich ab Sommer 1969 das Westfalen-Kolleg in Paderborn.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Rückblickend nehme ich die Zeit am Kolleg als durchweg positiv prägend wahr. Die Mischung aus Klassenverband und Kurssystem eröffnete mir erstmalig Wahlmöglichkeiten aus Fächerangebot und Themenkanon. Der Lernwille der Kollegiaten war sichtlich ausgeprägt. Sowohl unterschiedliche Berufserfahrungen als auch Altersunterschiede sorgten für Dynamik im Klassenverband.
Nach einer notwendigen Findungsphase in den ersten beiden Semestern wuchs der Zusammenhalt unter uns Kollegiaten stetig. Wir unterstützten und halfen uns gegenseitig. Dieses Miteinander erstreckte sich auch auf Privates. Legendäre Feten und feucht-fröhliche Abende im Ulenspiegel sowie im Wickülerstübchen bleiben in guter Erinnerung.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

Für meine berufliche Entwicklung war die Kollegzeit insofern bedeutend, als sie mir die Möglichkeit eröffnete, ein Ingenieurstudium in einem selbst erwählten Fachgebiet aufzunehmen und erfolgreich abzuschließen. Zugleich lernte ich, Wissen und Sachverhalte analytisch zu erfassen und zu strukturieren, eine eigene Meinung zu bilden und vorzutragen.
Für mich selbst war diese Zeit ein Stückweit prägend. Sie zeigte mir, dass ich selbstgesteckte Ziele mit Fleiß und Ausdauer erreichen konnte und weckte die Neugier für weitere von mir bislang unbeachtete Themen (Horizonterweiterung).

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Von 1972 bis 1977 studierte ich Geodäsie an der Uni Bonn und habe anfangs interessenhalber und nebenbei in ähnliche Fachbereiche hineingeschnuppert. Durch Teilnahme an Vorlesungen und Übungen in Geographie, Mathematik und Sportwissenschaften habe ich den Blick über mein Studienfach hinaus erweitern können.
Nach einem erfolgreich abgelegten Referendariat erhielt ich bei einer kommunalen Behörde eine Stelle als Vermessungsingenieur im Höheren Dienst. Mit Freude am Job und bei guter Gesundheit war es mir vergönnt, bis zum 65. Lebensjahr im erlernten Beruf arbeiten zu können.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Behandelt eure Mitschüler stets respektvoll und bleibt es im späteren Berufsleben auch gegenüber euren Mitarbeitern. Bleibt neugierig, seid offen für neue wichtige Themen, lernt aufmerksam zuzuhören und zu debattieren. Stellt euch den Fragen:
Was ist die Mission hinter meiner Arbeit? Wer sind die Vorbilder, denen ich nacheifere – und warum?

Name:
Markus Runte

Abiturjahrgang:
1995

Beruf:
Kunsthistoriker

Geburtsdatum:
15. Januar 1969

Leistungskurse:
Kunst und Deutsch

Markus Runte

„Mit der Entscheidung, das Westfalen-Kolleg zu besuchen, konnte ich meinem Leben eine ganz neue Richtung geben. “

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Ich habe ein Berufsgrundschuljahr zum Tischler absolviert, danach eine Ausbildung zum Technischen Zeichner im Maschinenbau abgeschlossen. Es folgte der Zivildienst in der Klosterabtei Königsmünster in Meschede.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?
Nach der Ausbildung hätte es in sicherer Festanstellung bis zur Rente so weiter gehen können. Dazu war ich aber noch nicht bereit. Ich hatte noch Lust auf mehr, war interessiert Neues zu lernen und zu erleben. Das Kolleg war der ideale Einstieg, um noch weiter über den Horizont hinausblicken zu können.

Welche Erinnerungen verbindest du mit Deiner Zeit am Kolleg?
Wir waren eine große Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die motiviert waren nochmal etwas Neues zu beginnen und Neues zu lernen – und das freiwillig. Jeder konnte sich mit seinen Neigungen und Interessen einbringen und seine entsprechenden Fächer finden und wählen.
Der Kunstunterricht mit Lehrer Frank Böck war prägend und hat mich auf das spätere Studium der Kunstgeschichte vorbereitet. Ebenso brachte der unterhaltsame Deutschunterricht mit Eckard Radau viele neue Erkenntnisse in Sprache und Literatur – Freude pur!
Am Kolleg entstanden neue Freundschaften, die auch heute noch halten.
Die Zeit am Kolleg verbinde ich insbesondere auch mit meiner Familie! Im vierten Semester wurde mein Sohn Janis geboren, der an manchen Tagen mit mir die Mathe- und Kunststunden zusammen besucht hat. Derzeit ist er ebenfalls am Westfalen-Kolleg, ist motiviert und hat ein bestimmtes Studienziel vor Augen. Am Tag meiner Zeugnisübergabe hat sich dann unsere Tochter angekündigt…
Natürlich dürfen die leckeren Brötchen von Herrn und Frau Kaiser nicht fehlen sowie eine unglaublich kreative Italienfahrt in die Hauptstadt der Renaissance, in die Toskana nach Florenz.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?
Mit der Entscheidung, alles bereits Erreichte abzubrechen, das Westfalen-Kolleg zu besuchen, um das Abitur nachzuholen, konnte ich meinem Leben eine ganz neue Richtung geben. Ich habe es noch keinen Tag bereut.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?
An der Universität in Kassel habe ich Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Parallel habe ich ein Praktikum an den Städtischen Museen und Galerien in Paderborn begonnen, wurde dort während meines Studiums wissenschaftliche Hilfskraft. Nach mehreren Zeitverträgen bekam ich dort eine Festanstellung und habe seitdem die Verantwortung für das Stadtmuseum Paderborn.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?
Jeder, der sich zum Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg entschlossen hat, sollte diese Möglichkeit und die Chance bewusst und dankbar annehmen und möglichst jeden Tag genießen. Es ist eine unglaublich wertvolle Zeit, die, wenn sie sinnvoll und richtig genutzt wird, für alles weitere im Leben prägend ist. Auch im Rückblick.

Name:
Cornelia Nischwitz, geb. Niehenke

Abiturjahrgang:
2016

Beruf:
Hundetrainerin in Ausbildung & Psychologiestudentin

Geburtsjahr:
1975

Leistungskurse:
Deutsch, Biologie

 

Conny Nischwitz

„Der Besuch des Kollegs hat mir geholfen einen Lebensweg einzuschlagen, der sich daran orientiert, was ich wirklich mag, und nicht daran, was notwendig erscheint.“

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Als Jugendliche hatte ich leider nicht die Möglichkeit das Abitur zu machen, ich wollte aber eigentlich immer Psychologie studieren. Zudem war es für mich nach der langen Krankheit eine gute Gelegenheit zu testen, ob ich es schaffen kann, jeden Tag wieder festen Verpflichtungen nachzukommen. Es war quasi eine Art Experiment, zu schauen, wie weit ich kommen kann.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

Der Besuch des Kollegs hat mir geholfen, meine eigenen Stärken zu erkennen und mich auch mit meinen Schwächen zu konfrontieren. Ohne die super tolle Unterstützung meiner Lehrer hätte ich den Abschluss vermutlich nicht geschafft.
Erfolgreich zu sein, hat mich motiviert auch wieder neue Herausforderungen anzunehmen und so einen Lebensweg einzuschlagen, der sich daran orientiert, was ich wirklich mag, und nicht daran, was notwendig erscheint.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Ein Gefühl von Anerkennung, Respekt und Hilfsbereitschaft von wirklich netten Lehrern, bei denen ich stets das Gefühl hatte, dass sie nicht nur einfach so ihren Job machen, sondern mit dem Herzen dabei sind.
Natürlich gab es in der Schule auch Konflikte. Aber es war auch eine wichtige Erfahrung für mich, damit umzugehen und daran zu wachsen.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Ich habe eine Ausbildung zum Hundetrainer angefangen und werde, wenn alles läuft wie geplant, noch in diesem Jahr eine eigene Hundeschule eröffnen. Eine Arbeit, die mehr Leidenschaft als nur Beruf ist!
Zudem habe ich nun auch den Schritt gewagt, das Psychologiestudium zu beginnen.

Name:
Gerhard Gladbach

Abiturjahrgang:
Frühjahr 2007

Beruf:
Gesellschafter Nachhilfeinstitut Von6auf1Nachhilfe André Macke & Gerhard Gladbach GbR

Geburtsdatum:
18.08.1981

Leistungskurse:
Mathematik, Physik

Gerhard Gladbach

„Ich habe weder vorher noch nachher eine Bildungseinrichtung kennengelernt, in der Lehrende und Lernende so sehr auf Augenhöhe sind.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Meiner Zeit am Westfalen-Kolleg ging eine Berufsausbildung zum Industriemechaniker voraus. Da ein Ingenieurstudium geplant war, machte ich anschließend ein Fachabitur (Fachrichtung Maschinenbau) am Richard von Weizsäcker Berufskolleg, verwarf dann aber kurzfristig meine Pläne und entschied mich gegen das Ingenieurstudium.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Meine neue Vorstellung ging in Richtung Grundschullehramt, was allerdings die allgemeine Hochschulreife voraussetzte. Dieses konnte ich dann am Westfalen-Kolleg Paderborn machen.
Die Schule wurde mir von meinem Cousin empfohlen, der von der konzeptionellen Gestaltung und dem Unterrichtsklima dort sehr begeistert war.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Die Zeit am Westfalen-Kolleg ist mir sehr positiv in Erinnerung
geblieben. Ich habe weder vorher noch nachher eine Bildungseinrichtung kennengelernt, in der Lehrende und Lernende so sehr auf Augenhöhe sind. Bei einigen Lehrern konnte man sogar von derselben Wellenlänge sprechen. Meine anschließende Zeit an der Universität Paderborn war im Vergleich zum Kolleg geradezu ernüchternd.
In den ersten Wochen am Westfalen-Kolleg hatte ich den Eindruck, man hätte eine Klasse gecastet, mit dem Ziel, möglichst unterschiedliche Typen und Charaktere in einen Raum zu packen und zu beobachten, was passiert. Die meisten Kollegiaten unseres Jahrgangs hatten eine abgeschlossene Berufsausbildung. Es gab einen Koch, der Pastor werden wollte, eine Bademeisterin, die die ersten vier Wochen ihre Jacke nicht auszog und einen Weltenbummler, der zwei Jahre lang mit dem Fahrrad unterwegs war, aber ansonsten nichts von sich preisgab.
Doch obwohl, oder gerade weil, unser Jahrgang ein überaus bunter Haufen war, haben sich Freundschaften entwickelt, die bis heute Bestand haben.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

Die Jahre am Westfalen-Kolleg haben mich sehr geprägt. Einige Lehrer haben uns ermutigt, frei zu denken und offen für unkonventionelle Wege und Entscheidungen zu sein. Diese Offenheit sollte natürlich nicht mit Naivität verwechselt werden, sondern dient als Grundlage für ein zufriedenes Leben, sowohl privat als auch beruflich.
Ich kann behaupten, dass meine Zeit am Kolleg einen entscheidenden Einfluss auf mein heutiges Berufsleben hatte. Mein heutiger Geschäftspartner und bester Freund André Macke befand sich in dem gleichen Jahrgang wie ich. Damals beschränkte sich unser gemeinsames Schaffen auf feierliche Wochenendaktivitäten. André orientierte sich in Richtung Ingenieurwesen und ich interessierte mich, wie gesagt, für das Grundschullehramt. Unsere gemeinsame Stärke lag eindeutig bei den Naturwissenschaften und so einigten wir uns, aus einer Laune heraus, auf ein Lehramtsstudium für Haupt-, Real- und Gesamtschulen mit der Fächerkombination Mathematik und Physik, welches wir nach dem Kolleg gemeinsam antraten.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Nach ein paar Semestern an der Universität Paderborn gründeten wir „Von6auf1 Nachhilfe André Macke & Gerhard Gladbach GbR“ und fingen an, neben dem Studium Nachhilfe zu geben. Die Nachhilfe machte großen Spaß und es stellte sich heraus, dass sich hinter unserer GbR größeres Potential verbirgt. Zwei Jahre später eröffneten wir mit unserer Filiale in Paderborn unsere erste eigene Nachhilfeschule und bieten seitdem Nachhilfe in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch von der Einschulung bis zum Abitur an. Unsere Nachhilfekräfte sind ausgebildete Lehrer und Lehramtsstudenten im höheren Semester. Heute betreiben wir drei Filialen in Paderborn, Salzkotten und Lichtenau und planen weitere Geschäftserweiterungen in den Jahren 2018 und 2019. Zudem sind wir mit unserem Unternehmen im Bereich E-Learning tätig und haben ein kostenloses Lernportal ins Leben gerufen. Auf „www.von6auf1.de“ bieten wir digitale Lernmedien (Lernvideos, Lernspiele, Arbeitsblätter, …) zum Fach Mathematik an.
Und auch heute noch erweist sich das Westfalen-Kolleg als besonders aufgeschlossene Schule, mit Interesse an modernen Lehrmethoden und gab uns schon mehrfach Gelegenheit, unser Lernportal den Studierenden und Lehrern im Unterricht vorzustellen.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Es ist vernünftig, sich Ziele zu setzen und die Zukunft zu planen. Manchmal entscheidet der Verstand. Manchmal entscheidet der Bauch. Manche Dinge entwickeln sich automatisch oder durch Zufall. Beruflich habe ich mich oft umentschieden und die Richtung gewechselt. Das muss natürlich nicht immer richtig sein, aber ich bin mit dem Resultat sehr glücklich und zufrieden.
Am Westfalen-Kolleg habe ich mich sehr wohl gefühlt und ich habe gelernt, dass es Spaß machen kann, engagiert an einer Sache zu arbeiten, für die man sich selbst entschieden hat.

Genießt die Zeit am Westfalen-Kolleg und genießt die Freiheit, euer Leben selbst zu gestalten.

Name:
Holger Kosbab

Abiturjahrgang:
1994

Beruf:
Zeitungsredakteur

Geburtsdatum:
12. Juli 1970

Leistungskurse:
Englisch & Erdkunde

Holger Kosbab

Genießt die Zeit am Kolleg. Für mich gibt es auch heute noch keine bessere Schule!

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Ich habe zunächst eine Ausbildung zum Tischler gemacht und anschließend Zivildienst geleistet.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Das Tischlern hat mir recht schnell nicht mehr den notwendigen Spaß gemacht. Da ich mich beruflich verändern und mir die Möglichkeit zum Studieren schaffen wollte, habe ich das Abi gemacht.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Leckere Käsebrötchen, tolle Lehrerinnen und Lehrer, eine unvergessliche Romfahrt – und die einzige 5 meines Lebens!

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

Ich habe hier neue Interessen entwickelt und Freunde fürs Leben gefunden!

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Ich habe in Paderborn die Fächer Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Germanistische Sprachwissenschaft und Medienwissenschaft auf Magister studiert und parallel dazu schon seit 1995 als freier Mitarbeiter für die Neue Westfälische gearbeitet. Dort habe ich dann auch ein Volontariat gemacht und bin seit 2006 als Redakteur bei der Neuen Westfälischen.

Name:
Natalie Tschumak

Abiturjahrgang:
Dezember 2003

Beruf:
Chemieingenieurin

Alter:
38

Leistungskurse:
Mathematik/ Biologie

Natalie Tschumak

„Bei der Zeugnisvergabe konnte ich die Tränen nicht zurückhalten, so traurig war ich, dass diese schöne Zeit vorbeiging.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Mit 15 kam ich mit meinen Eltern aus Russland nach Deutschland. Ich konzentrierte mich dann vor allem auf das Lernen der deutschen Sprache. Nach 3 Jahren schloss ich die Realschule ab und war überglücklich, eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin zu beginnen.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Seit meiner Kindheit hatte ich den Traum, Apothekerin zu werden. Nach der Realschule kam ein Wechsel auf ein Gymnasium für mich zunächst nicht in Frage. Zum einen wollte ich nun etwas Handfestes erlernen und zum anderen hatte ich auch wegen meines Migrationshintergrundes Zweifel daran, das Abitur gut bestehen zu können.
Nach einem Jahr Berufstätigkeit habe ich durch Zufall vom Westfalen-Kolleg erfahren und beschlossen, diese Chance zu nutzen.
Das elternunabhängige BAföG bot auch die finanzielle Möglichkeit dazu, noch einmal die Schule zu besuchen.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Besonders haben mich die Mitwirkung in der Theatergruppe des Kollegs, dem „Schwarzen Theater“, und ihr Regisseur, Frank Böck, geprägt. Es ist eine tolle Gelegenheit, sich ganz anders auszuprobieren, zu entwickeln und Mut zu lernen. In dieser lebendigen, bunten Gruppe verschwimmen Grenzen. Es sind nur Kreative verschiedenster Art, die zusammen an einem Kunstwerk arbeiten. Für diese Erfahrung bin ich dem Kolleg und Frank Böck sehr dankbar. Die Erfolgserlebnisse auf der Bühne haben mich durch manches Tief in der folgenden Studienzeit getragen.

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

Das Kolleg bot mir nicht nur den Zugang zum Abitur, sondern es war auch ein Genuss, mich weiter zu bilden. Denn am Kolleg wurden alle Fächer angeboten und keine generellen Schwerpunkte oder Richtungen vorgegeben.
Man war unter erwachsenen Personen, die etwas erreichen und für sich lernen wollen, und nicht nur die Stunden „absitzen“ wie in der Schule. Durch den intensiven Austausch mit Lehrern und Kommilitonen öffnete sich mir ein ganz anderer Zugang zur Allgemeinbildung und dem Lernprozess. Es sind dabei sehr wertvolle Freundschaften entstanden, die ich immer noch gerne pflege.
Bei der Zeugnisvergabe konnte ich die Tränen nicht zurückhalten, so traurig war ich, dass diese schöne Zeit vorbeiging.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Ich habe Chemie an der Universität Paderborn studiert und arbeitete längere Zeit als Entwicklerin für Farben und Lacke bei einigen großen Lackherstellern, wie BASF Coatings GmbH in Münster, Mankiewicz Gebr. & Co. in Hamburg sowie der Plantag Group in Detmold.
Aktuell leite ich die Entwicklungsabteilung bei Bio-Circle Technology GmbH in Gütersloh. Wir entwickeln im eigenen Labor Reinigungsmittel, Lacke, Schutz- und Pflegemittel für industriellen und privaten Gebrauch.
In dem Rahmen pflege ich einen regen Austausch zwischen Schulen, Hochschulen, Fachschulen und der Industrie. So wie ich damals am Westfalen-Kolleg neue Perspektiven gefunden habe, möchte ich jungen Leuten durch Einblick in Labor- und Entwickleralltag sowie in das Gefüge einer mittelständischen Firma vielfältige Möglichkeiten aufzeigen.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Nur Mut, ein Plan B ist oft erfolgreicher als ein zunächst klar vorgezeichneter Weg. Neue Perspektiven zu erkennen und zu bewerten braucht manchmal etwas Zeit, gestatte sie Dir.
Eine regelmäßige Reflexion und Anpassung eigener Ressourcen und Vorhaben hilft die nächsten Schritte klarer zu sehen.
Trau Dich eine Chance wahr zu nehmen und auszuprobieren.
Verfolge deine Ziele und tu es für Dich.

Name:
Gerhard Ayasse

Abiturjahrgang:
1971

Beruf:
Rechtsanwalt

Alter:
68

Gerhard Ayasse

„Das Wissen und die erworbenen Fähigkeiten haben mein Selbstwertgefühl erheblich gesteigert.“

Was hast du vor dem Besuch des Kollegs gemacht?

Ich wurde 1949 in Olpe im Sauerland geboren, besuchte acht Jahre die Volksschule und machte im Alter von 13 bis 16 Jahren eine Maurerlehre. Während der Lehrzeit begann ich mit der Abendschule, das hieß für mich mittwochs nach der Arbeit und samstags noch zu lernen, um die „Mittlere Reife mit fachtheoretischer Überhöhung“ (heute Fachabitur) zu machen.

Warum hast du dich dazu entschieden, das Kolleg zu besuchen?

Ursprünglich wollte ich Bauingenieur werden, hatte dann aber nach einem Praktikum kein Interesse mehr an dem Beruf. Ich habe mich dann dazu entschlossen das Abitur zu machen, um alles werden zu können, und begann 1968 in Paderborn am Kolleg.

Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit am Kolleg?

Damals bekamen nur wenige Kollegiaten BAföG. Da wir aber alle einen Beruf gelernt hatten, wir waren alleine fünf Maurer in einer Stufe, fiel es uns nicht schwer, neben der Schule Geld zu verdienen. Die erste Zeit wohnte ich mit einigen Mitschülern im Kolpinghaus, später in einer eigenen Bude in der Westernstraße. Wir waren alle das erste Mal von zu Hause weg und gingen häufig in die Kneipe Ulenspiegel, den es heute noch gibt. Als wir 1968 am Kolleg begannen waren wir auch buchstäblich 68er, die den Mief der Nachkriegszeit hautnah miterlebt und hassen gelernt hatten. Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und die neu erstarkte NPD waren an der Tagesordnung und nicht wenige Lehrer haben uns begleitet. Obwohl wir mehrheitlich links waren, gab es auch andere politische Positionen. Aber trotz dieser unterschiedlichen Meinungen gab es ausnahmslos einen Zusammenhalt unter uns Kollegiaten, den ich weder vorher, noch nachher in dieser Form wieder erlebt habe!

Welche Bedeutung misst du dem Besuch des Kollegs für deine berufliche und private Entwicklung bei?

Zunächst einmal hat das erlernte Wissen und die erworbenen Fähigkeiten im Unterricht mein Selbstwertgefühl erheblich gesteigert, war ich doch jetzt nicht mehr der „simple Volksschüler“, der weder Englisch noch Latein konnte und auch ansonsten nicht viel mitzureden hatte. Beruflich hätte ich wohl den Rest meines Arbeitslebens rumgejobbt, da ich als Maurer nicht mehr arbeiten wollte und eine zweite Ausbildung für mich nicht in Frage kam.

Wie ist dein beruflicher Weg nach dem Kolleg verlaufen?

Nach dem Abitur 1971 kam der Wehrdienst und dann die Frage: Was studiere ich jetzt? Da ich immer noch keine besonderen Interessen bei mir entdeckt hatte, entschied ich mich für das Jurastudium, da es mir die Aussicht auf ein breites Tätigkeitsspektrum bot. Nur ein weiterer Mitschüler hat auch Jura studiert und wurde dann in Paderborn Richter. Nach dem Studium wusste ich endlich, was ich werden will, nämlich Arbeitsrichter. Als politisch aktiver Linker erhielt ich jedoch wie viele meiner Gesinnung Berufsverbot, d. h. der gesamte öffentliche Dienst war mir verschlossen. Nach einigen Umwegen habe ich mich dann dazu entschlossen Rechtsanwalt zu werden, um mit meinem Wissen als Arbeitsrechtler Arbeiter und Gewerkschaften zu unterstützen.
Inzwischen bin ich 68 und habe meine Kanzlei aufgegeben, arbeite jedoch weiterhin mit viel Spaß als Hochschullehrer für Pflegerecht.

Was kannst du den heutigen Studierenden des Westfalen-Kollegs mit auf den Weg geben?

Der jetzigen Kolleggeneration möchte ich Folgendes mit auf den Weg geben: Vergesst nie, wo ihr herkommt, verbiegt euch nicht, des Erfolges wegen, haltet die Augen offen für das, was um euch geschieht und nutzt eure Fähigkeiten, Ungerechtigkeiten zu verhindern. Bedenkt bei allem aber auch: multae sunt causae bibendi.

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