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Das Studio 17b begeistert mit dem Klassiker „Ein Inspektor kommt…“

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Mit dem Drama „Ein Inspektor kommt“ zeigt die Theater-AG des Westfalen-Kollegs einen echten Klassiker, der in einer Zeit zunehmender Egoismen und Gewinnorientierung nichts an Gültigkeit verloren hat.

Mitten in die Verlobungsfeier einer b    ürgerlichen Industriellen-Familie platzt ein Inspektor. Dieser konfrontiert die Familie und den ebenfalls anwesenden adeligen Schwiegersohn in Spe mit dem Selbstmord einer jungen Frau. Nach und nach werden sich die Familienmitglieder ihrer eigenen Verstrickung in den Fall bewusst und müssen sich ihrer Mitschuld stellen, was ihnen mal besser, mal schlechter gelingt. Nachdem er gegangen ist, wird deutlich, dass er kein richtiger Inspektor war. Aber wer dann? Das bleibt bis zuletzt offen…

Das Stück von John Boynton Priestley stammt aus dem Jahr 1945, ist aber bis heute eines der meistgespielten Dramen auf den Bühnen der Welt und erobert aktuell auch die Aula des Westfalen-Kollegs. Nach zwei sehr gelungenen öffentlichen Veranstaltungen stand am Donnerstag nun die schulinterne Aufführung an.

Die Inszenierung von Anne Kramer-Scholle stellte deutlich die Fragen nach den Rahmenbedingungen unseres Zusammenlebens sowie unserer Verantwortung für die Mitmenschen in den Mittelpunkt. Daraus resultierte zudem die Frage, wie wir mit unserer eigenen Schuld umgehen, so wir diese denn überhaupt anerkennen.

Schon Bühnenbild (Stefan Greitens, Dennis Mazur), Licht (Stefan Beganovic, Laura Holstein) und Maske (Annika Baier) hoben diese Frage durch die deutlich dominierenden Farben Schwarz und Weiß hervor. Das Bröckeln der bürgerlichen Fassade wurde im Laufe des Stückes zudem durch das sukzessive Ablegen der Kleider veranschaulicht, welches die Protagonisten in einfachen, blutbefleckten Hemden zurückließ.

Ein besonderes Lob gilt Anne Kramer-Scholle für ihre Zusammenstellung des Ensembles. Dieses zeigte eine durchweg starke Leistung, in der die einzelnen Darsteller:innen gänzlich in ihren Figuren aufgingen! Das Stück kommt mit sechs Personen aus (der Prolog mit dem Hausmädchen Eva Watson, verkörpert von Michelle Gouder de Beauregard, musste am Donnerstag leider entfallen).

Als einzige in Schwarz gekleidet, verkörperte Raschida Ewald den Inspektor sehr eindringlich, ständig wechselnd zwischen provozierender Lässigkeit und unerbittlicher Konfrontation. Der Zwang, der von ihrer Figur auf die Protagonisten ausgeht, ist fast körperlich zu spüren. Hart und unbelehrbar verleiht die ehemalige Studierende Sabrina Jordt der Hausherrin Gestalt, zeigt durch die jederzeit durchscheinende Unsicherheit aber gleichzeitig, wie fragil diese Haltung ist. Fast maskenhaft wirkt ihr stark geschminktes Gesicht, passend dazu die teilweise grimassenhaft wirkende Mimik. Eine großartige Leistung!

Nach längerer, durch ein Studium bedingter Abwesenheit ist Karl Dören zurückgekehrt und spielt in diesem Stück den opportunistischen Schwiegersohn. Sein schauspielerisches Talent ist am Kolleg bekannt und wird hier erneut bestätigt. Auch Julius Freitag (an anderen Aufführungstagen: Fin Gundlach) meistert die Figur des gescheiterten, vom Vater verachteten und der Mutter verhätschelten Sohnes bemerkenswert. Insbesondere das Eingeständnis eigener Schuld kann er überzeugend vermitteln.

Dies gilt auch für die großartige Sarina Schröder, welche eindringlich die vom eigenen Anteil an Schuld gepeinigte Tochter des Hauses mimt. Die schmerzhafte Wandlung, die sie durchläuft, ihre Emotionen und den Prozess der Erkenntnis spielt sie mit großer Intensität.

Fast wie ihr Antagonist wirkt da der eigene Vater, der dominante Familienpatriarch, der nur vorübergehend die Fassung zu verlieren und auf den Weg zur Einsicht in die schuldhafte Verstrickung der eigenen Familie zu gelangen scheint, am Ende aber – unterstützt durch den zukünftigen Schwiegersohn – schnell wieder Herr der Lage zu sein glaubt. Glaubwürdig besetzt wurde diese Rolle durch Jan Lindner, unseren stellvertretenden Schulleiter, der ein wenig auch sich selbst zu spielen scheint und die Zuschauer so manches Mal mit seiner lauten, die Wände der Schule durchdringenden Stimme aus ihren Sitzen aufschrecken lässt.

Was bleibt am Ende? Der Schluss des Stückes lässt den ein oder anderen etwas irritiert, manchmal auch ratlos zurück. Eifrig diskutierend verlassen die Zuschauer:innen die Aula.

 

Eines aber ist gewiss: Anne Kramer-Scholle und ihrem Ensemble ist eine großartige Inszenierung gelungen! Es ist nach „Freundinnen“ ihr zweites Stück, seitdem sie die Leitung der Theater-AG von Frank Böck übernommen hat. Zwei Stücke in ganz unterschiedlicher Besetzung, beide mit Anspruch, beide keine leichte Kost. Vor allem aber: Beide ganz wunderbar besetzt und inszeniert. Das macht Lust auf mehr!

Wer „Ein Inspektor kommt…“ noch nicht gesehen hat, kann dies noch morgen (11.06.) sowie am 25. und 26. Juni tun, jeweils um 19.30 Uhr in der Aula des Westfalen-Kollegs. Karten gibt es im Sekretariat und an der Abendkasse!

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