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Besuch der Dokumentations- und Gedenkstätte Stalag 326

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Die Ideologie des Nationalsozialismus führte bekanntermaßen unter anderem zur Errichtung eines weit gespannten und dicht gewebten Netzes an Konzentrationslagern. Die zurecht bekannte Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg dokumentiert zum einen, dass diese Geschichte nicht irgendwo, sondern immer auch vor der eigenen Haustür stattfand. Zum anderen zeigt sie, dass die Auseinandersetzung mit dieser schwierigen Vergangenheit nach der anfänglichen Verdrängung und dem Schweigen mittlerweile selbstverständlicher Teil der (lokal)geschichtlichen Erinnerungskultur und historischen Bildungsarbeit geworden ist.

Gleiches lässt sich über die Geschichte des Stammlagers (Stalag) 326 für Kriegsgefangene (1941–1945), insbesondere aus der Sowjetunion, im nur 20 km von Paderborn entfernten Stukenbrock-Senne leider nicht sagen. Im Rahmen einer vom Förderverein des Westfalen-Kollegs unterstützen Exkursion besuchten die Studierenden des LK-Geschichte (Semester 5) die Dokumentationsstätte Stalag 326 und den nahegelegenen Friedhof sowjetischer Kriegstoter, auf dem mehrere zehntausend Opfer der menschenverachtenden Weltanschauung und des verbrecherischen Handelns des Regimes und der Wehrmacht bestattet sind. Bei Führungen über den Friedhof, durch die Ausstellung und das ehemalige Entlausungsgebäude sowie bei der Beschäftigung mit Quellen hatten die Studierenden die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Dimensionen des Themas auseinanderzusetzen:

Zunächst ging es um das historische Geschehen vor Ort in Form des Lageraufbaus, der Lagerverwaltung und der Funktionsweise sowie um dessen Verknüpfung mit den historischen und weltanschaulichen Hintergründen. Zudem konnten etwa am Beispiel des Umgangs mit Fotos im Spannungsfeld von „Beweis versus Würde“ auch gedenkstättendidaktische Problemstellungen erörtert werden. Angesichts der eingangs erwähnten Beobachtungen hinsichtlich des öffentlichen Bewusstseins bezüglich der Geschichte des Stalag 326 eröffnete sich abschließend natürlich auch die Perspektive auf die zeitgeschichtlich beeinflusste politische und soziale Dimension des Erinnerns. Die Exkursion wies damit gleich voraus auf die weiteren Semesterthemen, die die schwierigen Nachkriegsbeziehungen zur Sowjetunion im Rahmen der deutschen Teilung und der Entstehung des Kalten Krieges in den Blick nehmen.